Was sind Trichomonaden?
Trichomonaden der Spezies Trichomonas vaginalis lösen eine Infektionskrankheit der Geschlechtsorgane und Harnwege aus: die Trichomoniasis. Die Krankheitserreger zählen zu den Geißeltierchen. Das sind winzig kleine Tierchen – sogenannte Einzeller – mit peitschenartigen Auswüchsen, den Geißeln. Mithilfe dieser Geißeln können sich die Trichomonaden selbstständig fortbewegen. Das klingt jetzt erstmal total abschreckend und merkwürdig. Tatsächlich kommen diese Einzeller aber auf der ganzen Welt vor und besiedeln nahezu alle Lebensräume.
Trichomonaden bevorzugen eine möglichst feuchte Umgebung sowie einen mäßig sauren oder neutralen pH-Wert. Aufgrund der Feuchtigkeit und des pH-Werts in der Vagina (Scheide) und der Harnröhre können die Trichomonaden dort über einen langen Zeitraum überleben. Außerhalb des Körpers gehen sie dagegen sehr schnell zugrunde.
Neben der bakteriellen Vaginose und der Pilzinfektion (Candidiasis) der Vagina (Scheide) und der Vulva zählt die Trichomonaden-Infektion zu den häufigsten Ursachen von Beschwerden im Bereich der Vagina (Scheide). Eine Trichomonaden-Infektion sollte frühzeitig entdeckt und auch therapiert werden. Denn die Erreger können Entzündungen auslösen, die mit der Zeit bei Menschen jeden Geschlechts zu Unfruchtbarkeit führen. Außerdem wird der Ausbruch von anderen sexuell übertragbaren Krankheiten erleichtert, wodurch häufig mehrere Infektionen gleichzeitig bestehen.
Solltest du bei dir also eine Infektion mit Trichomoniasis feststellen, teste dich vorsorglich auch auf andere STI.
Wie stecke ich mich mit Trichomonaden an?
In fast allen Fällen infizierst du dich mit Trichomonaden beim Geschlechtsverkehr. Dadurch ist die Infektion meist auf die Vagina (Scheide) und die unteren Harnwege begrenzt. Aber auch bei dem Kontakt mit infektiösen Körperflüssigkeiten kannst du dich anstecken, etwa beim Petting oder durch gemeinsam benutzte Handtücher etc.
Da die Mehrzahl der Infizierten keine Symptome zeigt, geschieht die Übertragung häufig unbewusst.
Eine Trichomonaden-Infektion wird durch Östrogenmangel in der Vagina (Scheide), Schädigung der Scheidenflora und auch Fremdkörper, zum Beispiel vergessene Tampons, erleichtert. Solltest du eine bakterielle Vaginose haben, so verdoppelt sich das Risiko für eine Trichomoniasis. Zusätzlich erhöhen bestimmte Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Immunsuppression, Schwangerschaft, HIV-Infektion oder Tumore die Anfälligkeit für eine Trichomoniasis. Statistisch gesehen kommen Trichomonaden-Infektionen bei niedrigem sozioökonomischem Status, wechselnden Sexualpartner*innen und mangelnder Hygiene häufiger vor. Auch Betroffene anderer sexuell-übertragbarer Krankheiten haben oft zusätzlich eine bestehende Trichomonaden-Infektion. Umgekehrt macht die Trichomoniasis empfindlicher für eine HIV-Infektion.
Trichomonaden-Infektionen treten am häufigsten im frühen Erwachsenenalter auf, es sind vor allem Frauen und Menschen mit Vagina (Scheide) im Alter von 16 bis 35 Jahren betroffen.
Welche Symptome treten bei einer Infektion mit Trichomonaden auf?
In bis zu 85 Prozent der Fälle verursacht die Infektion keine deutlichen Trichomonaden-Symptome. Dies macht es natürlich besonders schwer, sie zu entdecken und zeigt, wie wichtig es ist, sich regelmäßig testen zu lassen.
In allen anderen Fällen treten 2 bis 24 Tage nach der Infektion Symptome auf. Trichomonas vaginalis ruft besonders in der Vagina (Scheide), aber auch in der Harnröhre eine heftige Entzündung mit eitrigem Ausfluss hervor. Bei Menschen mit Vagina (Scheide) führt dies durch die entzündungsbedingt dünne Haut im Scheideneingangsbereich zu heftigem Brennen beim Geschlechtsverkehr. Zu diesem Brennen kommt noch der unangenehm fischig riechende Ausfluss. Er ist auf die Fehlbesiedelung der Scheidenflora mit Erregern wie Gardnerella vaginalis und massenhaft Stuhlbakterien zurückzuführen, die meist eine Trichomaden-Infektion begleitet.
Trichomonas kann eine Scheiden-, Harnröhren- und auch Gebärmutterhalsinfektion auslösen. Bei Menschen mit Penis fühlt sich Trichomonas vaginalis vor allem in der Harnröhre wohl, löst aber in den seltensten Fällen Symptome aus. Die Zeichen sind unspezifisch und äußern sich als Beschwerden beim Wasserlassen und als Harnröhrenschmerzen. Auch geringer Ausfluss aus der Harnröhre kann auftreten. In seltenen Fällen ist die Eichel entzündet. Die Intensität und Ausprägung ist jedoch in der Regel wesentlich geringer als bei Menschen mit Vagina (Scheide). Bei wiederholten und resistenten Beschwerden sollte jedoch auch bei Menschen mit Penis an eine Trichomonaden-Infektion gedacht werden.
Wie wird eine Infektion mit Trichomonaden behandelt?
Die Trichomoniasis lässt sich gut behandeln und zählt daher zu der Gruppe der heilbaren sexuell-übertragbaren Krankheiten. Da Trichomonaden jedoch oft keine Symptome verursachen, bleibt die Krankheit lange unbemerkt.
Um eine nachgewiesene Trichomonaden-Infektion zu behandeln, reicht meist die einmalige Einnahme von Antibiotikum. Es ist also in jedem Falle notwendig, einen Arzt oder eine Ärztin für die Behandlung zu konsultieren.
Oft ist der Grund für eine erneute Infektion nicht unbedingt ein Versagen der Therapie, sondern eine Re-Infektion durch den Partner oder die Partnerin. Daher sollten sich bei nachgewiesener Trichomonaden-Infektion immer auch die Partner*innen behandeln lassen. Partner*innen erhalten die gleiche Therapie wie die Betroffenen selbst.
Wie kann ich mich vor einer Infektion mit Trichomonaden schützen?
Um sich gegen eine Trichomonaden-Infektion zu schützen, sollte beim Geschlechtsverkehr unbedingt ein Kondom verwendet werden. Außerdem ist eine gute Intimhygiene Grundlage einer effektiven Infektionsprophylaxe: Benutze nur ph-neutrales und unparfümiertes Duschgel. Prinzipiell genügt es, den äußeren Genitalbereich regelmäßig mit Wasser zu waschen. Menschen mit Penis sollten darauf achten, deiesen regelmäßig auch unter der Vorhaut zu reinigen. Etwaige Ablagerungen, Smegma genannt, stehen in Verdacht, virale Infektionen auslösen zu können. Auch beim Baden solltest du darauf achten, dir zügig wieder trockene Sachen anzuziehen, da viele Erreger durch Feuchtigkeit begünstigt werden.
Trichomonaden werden leicht durch Kontakt- oder Schmierinfektionen, meist beim Sex, weitergegeben. Übertragungswege sind daher vor allem: ungeschützter Vaginal-, Anal- und Oralsex sowie die gemeinsame Benutzung von Sexspielzeug ohne Kondom. Auch beim Petting können Trichomonaden weitergegeben werden.
Einen vollständigen Schutz vor einer Trichomonaden-Infektion gibt es nicht. Doch die Verwendung von Kondomen kann das Risiko einer Ansteckung erheblich senken. Deshalb hier nochmal drei Tipps, wie du eine Infektion am besten vorbeugen kannst:
- Du solltest Kondome beim Vaginal- und beim Analsex verwenden – auch dann, wenn der Penis nur kurz in die Vagina (Scheide) oder den Po eindringt.
- Wenn du Sexspielzeug mit anderen teilst, sollte vor jeder Weitergabe ein neues Kondom benutzt oder das Spielzeug gründlich desinfiziert werden.
Auch beim Oralsex solltest du den Kontakt mit infizierter Schleimhaut vermeiden. Hier kannst du ebenfalls Kondome oder Dental Dams (Lecktücher) verwenden.