Was ist Syphilis?
Die Syphilis gehört zu den weltweit verbreiteten Infektionskrankheiten und ist eine bakterielle Erkrankung, die nur bei Menschen vorkommt. Auslöser der Erkrankung ist das Bakterium Treponema pallidum. Die Syphilis, auch Lues oder harter Schanker genannt, wird am häufigsten durch direkte sexuelle Kontakte übertragen. Übertragungswege sind daher vor allem: ungeschützter Vaginal-, Anal- und Oralsex sowie die gemeinsame Benutzung von Sexspielzeug ohne Kondom.
Typischerweise verläuft die Syphilis in drei Stadien:
- Primär-Stadium: erste Symptome zeigen sich in der Regel ca. drei Wochen nach der Infektion. Diese werden Ulcus durum oder Primär-Affekt genannt.
- Sekundär-Stadium: ca. vier bis zehn Wochen nach der Infektion. Nun breitet sich der Erreger über die Blut- und Lymph-Bahnen im Körper weiter aus.
- Latenzphase: die Infektion ist im Blut nachweisbar, aber die Symptome ruhen. Trotzdem ist man weiter ansteckend für andere Menschen.
- Tertiär-Stadium: bleibt die Syphilis unbehandelt, entwickeln sich etwa zehn bis zwanzig Jahre nach der Infektion Entzündungen im zentralen Nervensystem. Dann spricht man von Neuro-Lues oder Neuro-Syphilis.
Wie stecke ich mich mit Syphilis an?
Syphilis zählt nicht ohne Grund zu den meist verbreiteten STI. Eine Ansteckung erfolgt in den meisten Fällen durch sexuelle Kontakte. Besonders dann, wenn du mit dem Inhalt der Syphilis-Geschwüre oder nässenden Hautausschlägen in Berührung kommst. Übertragungswege sind daher vor allem: ungeschützter Vaginal-, Anal- und Oralsex sowie die gemeinsame Benutzung von Sexspielzeug ohne Kondom. Eine Übertragung des Syphilis-Bakteriums ist auch durch bloßes Küssen möglich. Das passiert etwa dann, wenn die infizierte Person ein kleines Bläschen/Geschwür in der Mundhöhle hat und der Partner/die Partnerin eine winzige Verletzung in der Schleimhaut.
Tatsächlich führt der Sex mit einem/-r infizierten Partner/Partnerin in etwa 30 % der sexuellen Kontakte zu einer Infektion. Dagegen sind Ansteckungen durch kontaminierte Nadeln oder andere kontaminierte Gegenstände eher selten, kommen aber vor.
Theoretisch möglich ist auch eine Syphilis-Übertragung durch verunreinigte Blut-Konserven bei einer Bluttransfusion. In Deutschland werden aber alle Blut-Konserven einem Syphilis-Test unterzogen, bevor sie einem Patienten / einer Patientin verabreicht werden. Hierzulande droht auf diesem Wege also keine Ansteckungsgefahr.
Es gibt auch eine angeborene Form der Syphilis (Syphilis connata oder konnatale Syphilis): Schwangere, die mit Syphilis infiziert sind, übertragen den Erreger ab dem fünften Schwangerschaftsmonat auf das Ungeborene. Besonders hoch ist das Risiko in frühen Krankheitsstadien. Infiziert sich die Frau* sogar erst während der Schwangerschaft, geht der Erreger fast immer auf das Ungeborene über.
Die Inkubationszeit beträgt durchschnittlich 14-24 Tage, kann aber auch zwischen 10 und 90 Tagen liegen.
- Hochinfektiös sind Patienten mit Syphilis im Stadium I,
- infektiös im Stadium II,
- im Stadium III besteht trotz schwerwiegender Krankheitserscheinungen keine Infektiosität mehr.
Die Ansteckungsfähigkeit ist ohne Behandlung damit für die Dauer der Stadien I und II durchgängig gegeben.
Vorkommen von Syphilis
Unter den Infizierten ist vor allem der Anteil an Männern*, die Sex mit Männern* haben, mit mehr als 90 % sehr hoch. Bei Frauen* kommt Syphilis in der Altersgruppe von 25 bis 29 Jahren gehäuft vor, während die Infektion bei Männern* im Alter von 30 bis 39 Jahren öfter festgestellt wird.
Bundesweit betrug die Syphilis-Inzidenz im Jahr 2020 8,9 Fälle pro 100.000 Einwohner und verzeichnete damit einen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. Dies ist wahrscheinlich durch die COVID-19-Pandemie bedingt. Die mit Abstand höchsten Inzidenzen wurden in den Stadtstaaten Berlin (39,6) und Hamburg (22,0) registriert.
Bei den Betroffenen wiesen die höchste Inzidenz Männer* in der Altersgruppe der 30- bis 39-jährigen (38,4) auf; die Altersgruppen der 25- bis 29-jährigen (33,0) und der 40- bis 49-jährigen (30,0) waren ähnlich stark betroffen. Bei Frauen* wies die Altersgruppe der 25- bis 29-jährigen (3,2) die höchste Inzidenz auf, gefolgt von den 20- bis 24-jährigen (2,7) sowie den 30- bis 39-jährigen (2,4).
Welche Symptome treten bei einer Infektion mit der Syphilis auf?
Eine Infektion mit Syphilis verläuft bei etwa der Hälfte aller Patient*innen asymptomatisch. Das heißt, die Infizierten entwickeln keine Beschwerden. Bei der anderen Hälfte treten mitunter sehr unterschiedliche Symptome der Syphilis auf, abhängig von dem Stadium, in dem sich die infizierte Person befindet.
Syphilis-Symptome im 1. Stadium (Früh-Syphilis Primär-Stadium)
- Geschwür/Knötchen rund um die Eintrittsstelle (häufig am Penis, Hoden, Anus, Vulva, Vagina (Scheide) oder im Mund- und Rachenbereich – genannt Primäreffekt
- Innerhalb von ein bis zwei Wochen entwickelt sich daraus ein gelblich belegtes, flaches Geschwür, welches farblose Flüssigkeit absondern kann. Diese ist hoch infektiös
- Anschwellen der Lymphknoten in der Umgebung des Geschwürs
Syphilis-Symptome im 2. Stadium (Früh-Syphilis, Sekundär-Stadium)
- Grippeartige Beschwerden wie Fieber, Müdigkeit, Kopf-, Muskel- und Gelenk-Schmerzen
- Hautausschlag mit rötlichen, nicht juckenden Flecken, die zu Knötchen werden können, die wiederum infektiöse Flüssigkeit absondern
- Schleimhaut-Veränderungen in der Mundhöhle und geschwollene Mandeln
- In der After-Region entstehen manchmal flache, gelappte Gewebswucherungen
- Bei vielen Patient*innen beginnen die Haare stellenweise auszufallen – genannt Alopecia syphilitica
- Entzündungen unterschiedlicher Organe, Blutarmut (Anämie), Leber-Schwellung und Kopfschmerzen
Die Syphilis-Symptome des Sekundär-Stadiums klingen manchmal nach einigen Wochen ab, ohne Spuren zu hinterlassen. Es ist aber möglich, dass sie mehrfach wiederkehren.
Ruhephase (Latenzphase)
Nach dem zweiten Syphilis-Stadium kommt die Krankheit in manchen Fällen zu einem längeren Stillstand. Dieser dauert bis zu zehn Jahre an, im Schnitt sind es jedoch drei bis vier Jahre. In dieser Zeit treten gar keine Syphilis-Symptome auf. Das kann sehr trügerisch sein, weil Betroffene denken, sie seien wieder gesund.
Der Erreger befindet sich aber nach wie vor im Körper: Es besteht also weiter Ansteckungsgefahr. Irgendwann bricht die Syphilis erneut aus – nun als sogenannte Spät-Syphilis.
Syphilis-Symptome im 4. Stadium (Spät-Syphilis, Tertiär-Stadium)
- Gummiartig verhärtete Knoten, die im und am ganzen Körper auftreten können
- Entzündungen im zentralen Nervensystem
- Gestörte Bewegungskoordination
- Stechende Schmerzen
- Impotenz
- Kontrollverlust über Blase und Darm
- Hirnhaut-Entzündung mit möglichen Folgen wie Taubheit, Schwindel und Sehstörung
- Befallen die Syphilis-Erreger das Gehirn, resultiert eine chronisch fortschreitende Gehirnentzündung – Progressive Paralyse (führt u.a. zu Demenz, Veränderung der Persönlichkeit, Wahnvorstellugen und Depressionen)
- Ohne Behandlung führt die Progressive Paralyse innerhalb von vier bis fünf Jahren zum Tod.
Darüber hinaus gibt es auch noch angeborene Syphilis-Symptome. Deshalb ist es besonders in der Schwangerschaft wichtig, eine Infektion mit Syphilis ausschließen zu können. Viele Kinder, die sich im Mutterleib mit Syphilis anstecken, sterben noch während der Schwangerschaft (Fehlgeburt, Totgeburt) oder kurz nach der Geburt. Andere kommen vorzeitig auf die Welt (Frühgeburt) und können im Kindheitsalter drastische Symptome entwickeln.
Ungefähr jede/-r zehnte Patient/ Patientin stirbt an einer nicht behandelten Syphilis.
Wie wird eine Infektion mit Syphilis behandelt?
Wird Syphilis frühzeitig erkannt, ist sie gut behandelbar. Daher ist ein positiver Befund auch erst einmal kein Grund zur Sorge. Solltest du ein positives Testergebnis haben, setzte dich bitte umgehend mit deiner Ärztin oder deinem Arzt in Verbindung. Durch Antibiotika (Penicillin) sind die ersten beiden Krankheitsstadien fast zu 100 % heilbar. Bereits entstandene Schäden an den Organen können allerdings nicht mehr geheilt werden.
Die Syphilis-Therapie erfolgt häufig ambulant. Manchmal ist aber auch eine stationäre Behandlung im Krankenhaus nötig. Das gilt vor allem bei Neuro-Lues (Entzündungen im zentralen Nervensystem) sowie angeborener Syphilis. Sollte eine Infektion während der Schwangerschaft festgestellt werden, kann auch diese meist problemlos behandelt werden.
Bis die Behandlung beendet ist, solltest du auf Sex verzichten, da Syphilis sehr leicht übertragen wird. Auch wenn du nach einigen Tagen schon keine Beschwerden mehr bemerkst, kannst du die Bakterien weitergeben und andere anstecken.
Sollte bei dir eine Infektion festgestellt werden, ist es von großer Wichtigkeit, dass du deine vergangenen Sexpartner*innen darüber informierst und man weitere Ansteckungen schnellstmöglich ausschließen oder behandeln kann.
Wie kann ich mich vor einer Infektion mit Syphilis schützen?
Einen vollständigen Schutz vor einer Infektion mit Syphilis gibt es nicht. Doch du kannst das Risiko einer Ansteckung durch Safer Sex stark senken. Eine Impfung zum Schutz vor Syphilis steht bisher noch nicht zur Verfügung. Solltest du häufig wechselnde Sexpartner*innen haben, beachte die folgenden Punkte:
- Du solltest Kondome beim Vaginal- und beim Analsex verwenden – auch dann, wenn der Penis nur kurz in die Vagina (Scheide) oder den Po eindringt.
- Genauso solltest du dich beim Oralverkehr mit Kondomen oder Lecktüchern schützen.
- Wenn du Sexspielzeug mit anderen teilst, sollte vor jeder Weitergabe ein neues Kondom benutzt oder das Spielzeug desinfiziert werden.
- Syphilis-Geschwüre, infektiösen Haut-Ausschlag und nässende Hautstellen solltest du nicht berühren.
- Durch regelmäßiges Testen kannst du eine Infektion bei dir frühzeitig feststellen, dich sofort in Behandlung bei deinem Arzt / deiner Ärztin begeben und deine Sexpartner*innen informieren.
- Bei normalen sozialen Kontakten sind keine Vorsichtsmaßnahmen (Desinfektion oder ähnliches) nötig.
Solltest du eindeutige Symptome bei dir feststellen, oder von einer/m deiner Sexpartner*innen über eine mögliche Infektion informiert werden, suche bitte schnellstmöglich deinen Arzt / deine Ärztin auf. In solchen Fällen werden die Kosten des Labortests vollständig von der Krankenkasse übernommen.