Was ist eine Scheidenentzündung (Vaginitis)?
Wusstest du, dass sich in der Vagina (Scheide) im Durchschnitt etwa 2 Milliarden Bakterien pro Kubikmillimeter des Scheidenepithels befinden? Die meisten davon sind reine Milchsäurebakterien, die durch die Aufrechterhaltung eines sauren pH-Wertes in der Vagina (Scheide) einen Schutzschild gegenüber schädlichen Mikroorganismen bilden. Eine gesunde Vagina (Scheide) weist normalerweise einen leicht sauren pH-Wert zwischen 3,8 und 4,4 auf, bei dem möglicherweise krankmachende Bakterien nicht überleben können. Liegt der pH-Wert darüber, liegt womöglich eine Störung der Scheidenflora vor. Ist dieses Gleichgewicht gestört, können Scheideninfektionen, Scheidenentzündungen und auch Scheidenpilze entstehen.
Ein Beispiel ist die Vaginitis (akute oder auch chronische Scheidenentzündung), auch Kolpitis genannt, die ebenfalls durch Bakterien, Pilze oder andere Erreger, begünstigt durch ein gestörtes Scheidenmilieu, verursacht wird.
Dazu zählen vor allem:
- Bakterien:
- Staphylokokken, Streptokokken, Escherichia coli, Enterobakterien
- Gardnerella vaginalis
- Chlamydien
- Mykoplasmen
- Gonokokken, die Erreger der Gonorrhoe, wobei eine Scheidenentzündung durch Gonokokken nur bei Kindern vor der Pubertät oder Menschen mit Zyklus nach den Wechseljahren auftritt
- der Parasit Trichomonas vaginalis
- Pilze: Spross- beziehungsweise Hefepilze (wie Candida albicans)
Auch Viren (z.B. Herpesviren) oder Würmer können zu einer Scheidenentzündung führen. Einige der möglichen Erreger gehören zur normalen Scheidenflora, sind aber in zu hoher Zahl vorhanden. Andere gelangen von außen in die Vagina (Scheide), meist beim Geschlechtsverkehr. Die Scheidenentzündung ist also eine sexuell übertragbare Krankheit.
Sind auch die Schamlippen betroffen, spricht man von einer Vulvovaginitis. Fast jeder Mensch mit Vagina (Scheide) ist mindestens einmal im Leben davon betroffen.
Eine Scheidenentzündung muss jedoch nicht immer mit Symptomen verbunden sein. Manche Menschen bemerken eine Infektion ohne Beschwerden überhaupt nicht.
Zu den häufigsten Ursachen der Scheidenentzündung zählt die bakterielle Vaginose (Scheideninfektion). Diese liegt meist bei einer schweren Störung im Ökosystem der Vagina (Scheide) vor. Dabei nimmt die Zahl der guten Milchsäurebakterien (Laktobazillen) ab, der normalerweise saure pH-Wert der Vagina (Scheide) steigt und es ist Platz für eine Vielzahl unterschiedlicher krankheitserregender (pathogener) Bakterienarten, die sich in der Vagina (Scheide) übermäßig vermehren können. Der häufigste Erreger einer bakteriellen Vaginose ist Gardnerella vaginalis.
Die bakterielle Vaginose ist keine Geschlechtskrankheit. Allerdings kann Geschlechtsverkehr das Risiko für eine bakterielle Vaginose erhöhen.
Wie stecke ich mich mit einer Scheidenentzündung an?
Bei der Entstehung einer Scheidenentzündung spielen vor allem zwei Faktoren eine Rolle: ein gestörtes Scheidenmilieu und bestimmte Krankheitserreger.
- Die primäre Vaginitis entsteht, wenn sehr viele Keime von außen eindringen und die zuvor intakte Scheidenflora der Scheide schädigen.
- Die sekundäre Vaginitis entsteht, wenn das Scheidenmilieu bereits gestört ist und sich auf dieser Basis eine Infektion bildet. Zur sekundären Vaginitis zählen auch Entzündungen, die durch einen Östrogenmangel hervorgerufen werden und insbesondere bei Menschen mit Vagina (Scheide) im höheren Alter oder vor der Pubertät vorkommen
Das Risiko für eine Vaginitis steigt, wenn Frauen* sexuell sehr aktiv sind – zum Beispiel, wenn sie einen neuen Sexualpartner oder eine neue Sexualpartnerin haben und/oder diese oft wechseln. Die Ansteckung erfolgt also meistens beim Geschlechtsverkehr oder bei der Benutzung von Sexspielzeug.
Allerdings können auch eine übertriebene Intimhygiene, hormonelle Veränderungen, die Einnahme von Medikamenten (z.B. Antibiotika), psychischer Stress und weitere Faktoren die Scheidenflora stören.
Sind also die natürlichen vaginalen Schutzmechanismen durch einen oder mehrere der folgenden Faktoren geschwächt, steigt das Risiko, sich eine Vaginitis oder eine bakterielle Vaginose einzufangen:
- Häufiger Geschlechtsverkehr und/oder wechselnde Sexualpartner
- Mangel des weiblichen Hormons Östrogen (beispielsweise im Wochenbett)
- Vorausgegangene Medikamenteneinnahme (wie Antibiotika oder die Anti-Baby-Pille)
- Mangelnde oder übermäßige Intimhygiene (ein falsches Reinigungsmittel oder übermäßiges “Schrubben”)
- Unterkühlung
- Rauchen und Alkoholkonsum
- Stress
- Auch gemeinsam genutzte Bade-, Unterwäsche oder Handtücher können zur Übertragung einer Scheidenentzündung führen
Übrigens kann der vaginale pH-Wert auch durch das falsche Gleitmittel oder verschiedene Lebensmittel, die beim Vorspiel verwendet werden können (Schlagsahne, Eiscreme) beeinträchtigt werden.
Die Übertragung der auslösenden Bakterien findet aber hauptsächlich beim Geschlechtsverkehr oder bei der Benutzung von Sexspielzeug statt. Bei einer bakteriellen Scheidenentzündung beträgt die Inkubationszeit in der Regel vier bis sechs Tage. Menschen mit Penis erkranken für gewöhnlich nicht an bakterieller Vaginose, trotzdem ist eine Mitbehandlung des Partners immer sinnvoll, um einen „Ping-Pong-Effekt“ zu vermeiden.
Welche Symptome treten bei einer Scheidenentzündung oder Scheideninfektion auf?
Die Symptome einer Vaginose unterscheiden sich nur leicht von denen einer Vaginitis.
Typisch für eine bakterielle Vaginose ist Ausfluss aus der Vagina (Scheide) mit einem meist fischartigen Geruch, der sich teilweise nach dem Sex oder während der Periode verschlimmert. Auch ist die Konsistenz und Farbe des Ausflusses häufig verändert und etwas flüssiger und wässriger mit einer weißgräulichen Farbe. Manche Betroffene leiden auch unter Juckreiz oder einer Hautreizung in der Vagina (Scheide), dies ist aber eher selten. Bei über der Hälfte aller Erkrankten bleibt eine bakterielle Vaginose unbemerkt und verläuft asymptomatisch.
Beschwerden wie Juckreiz, Brennen und Scheidentrockenheit weisen eher auf eine Scheidenentzündung (Vaginitis) hin. Dann ist oft auch der Bereich um den Scheideneingang gerötet und die Scheidenschleimhaut geschwollen. Es können auch Beschwerden beim Wasserlassen und beim Geschlechtsverkehr auftreten.
Im Überblick:
Vaginose (Scheideninfektion)
- grau-weißer meist dünnflüssiger Ausfluss
- ein Säurewert über 4,5
- fischartiger Geruch des Ausflusses
- deutlich erkennbare, sogenannte Schlüsselzellen unterm Mikroskop
Vaginitis (Scheindenentzündung)
- gelb-grünlicher Ausfluss aus der Vagina (Scheide)
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
- brennende Schmerzen (unabhängig von mechanischer Reizung)
- Beschwerden beim Wasserlassen
- bei einer durch den Pilz Candida albicans ausgelösten Kolpitis ist der Ausfluss weiß und geruchlos
Eine angeschwollene Vulva zusammen mit Bläschen an und um den Genitalbereich, kann auch ein Hinweis auf eine Infektion mit Genitalherpes sein. Ein starker Juckreiz in der Vagina (Scheide) und Schmerzen beim Wasserlassen und Geschlechtsverkehr weist eher auf eine Pilzinfektion hin. Bei Symptomen solltest du in jedem Fall einen Test machen und/oder einen Arzt/eine Ärztin aufsuchen.
Wenn das Scheidenmilieu gestört ist, können sich auch andere Keime und Krankheitserreger leichter ansiedeln. Deshalb kann eine Scheidenentzündung in der Folge manchmal zu Infektionen von Gebärmutter und Eileiter führen. Auch das Risiko, sich mit weiteren sexuell übertragbaren Krankheiten anzustecken, steigt maßgeblich.
Wie wird eine Scheidenentzündung behandelt?
Sind Bakterien die Auslöser einer Scheidenentzündung, helfen normalerweise Antibiotika. Diese bekommst du in Form von Cremes, Vaginalzäpfchen oder -tabletten sowie als Tabletten zum Einnehmen. Je nach Wirkstoff, Anwendungsform, Dosierung und Stärke der Beschwerden bist du nach einer Behandlungsdauer von 1 bis 7 Tagen wieder davon befreit.
Bei leichten Beschwerden helfen meist aber auch schon Zäpfchen oder Kapseln mit lebenden Milchsäurebakterien wie beispielsweise Lactobacillus-Bakterien. Es gibt da verschiedene Präparate, die man rezeptfrei in der Apotheke erwerben kann. Sie sollen die Scheidenflora schützen und ihr Gleichgewicht wiederherstellen.
So oder so solltest du eine bakterielle Scheidenentzündung oder Scheideninfektion immer behandeln, da dennoch ein geringes Risiko bestehen kann, dass die Infektion in die oberen Bereiche der Genitalregion aufsteigt. Auch besteht ohne Behandlung in der Schwangerschaft unter anderem das Risiko einer Frühgeburt oder einer Neugeborenensepsis (Blutvergiftung beim Neugeborenen).
Manche Frauen führen zum Beispiel auch mit Teebaumöl oder Naturjoghurt getränkte Tampons in die Scheide ein, um das Scheidenmilieu anzusäuern. Es ist aber nicht untersucht, ob solche Hausmittel wirksam und sicher sind – also: Bitte keine Experimente mit deiner Gesundheit und bei vermehrten Symptomen lieber gleich den Arzt/die Ärztin aufsuchen.
Bislang behandeln Ärzte und Ärztinnen Sexualpartner*innen noch nicht automatisch mit. Studien zeigen jedoch, dass meist auch bei den Sexualpartner*innen von betroffenen Menschen mit Vagina (Scheide) Gardnerella-Bakterien nachweisbar sind. Bei Menschen mit Penis führt dies jedoch in der Regel nicht zu Beschwerden. Um die Rückfallhäufigkeit bei Menschen mit Vagina zu senken, beziehungsweise einen “Ping-Pong-Effekt” zu vermeiden, ist eine Mitbehandlung des/der Partner/Partnerin durchaus sinnvoll.
Wie kann ich mich vor einer Scheidenentzündung schützen?
Der beste Schutz ist natürlich das Kondom oder Femidom. Denn so können die Erreger von Scheidenentzündungen gar nicht erst durch sexuellen Kontakt übertragen werden. Wichtig ist natürlich, dass man sich auch vor dem Vorspiel die Hände wäscht, weil auch durch das Eindringen der Finger in die Vagina (Scheide) Bakterien übertragen werden können. Außerdem solltest du darauf achten, dass keine Darmkeine in die Vagina (Scheide) eindringen. Dies passiert beispielsweise durch den Wechsel von Analverkehr zu Vaginalverkehr. Benutze hier unbedingt jedes Mal ein frisches Kondom.
Durch unseren vaginalen pH-Wert-Test, kannst du den pH-Wert deiner Vagina (Scheide) regelmäßig überprüfen.
Bei anhaltend erhöhtem pH-Wert kannst du dir auch Vaginalgels oder eine Milchsäurekur aus der Apotheke besorgen. Diese Produkte senken den pH-Wert, stellen die gestörte Scheidenflora wieder her und senken so das Risiko von Scheidenentzündungen.
Darüber hinaus solltest du das Folgende beachten:
- Wasche deinen Intimbereich am besten nur mit Wasser oder ph-neutraler, besser leicht saurer auf den pH-Wert der Vaginaflora abgestimmter Seife. Auf normale Duschgels solltest du im Intimbereich generell verzichten.
- Da der Nikotinkonsum eine Entzündung eher fördert, solltest du bei vorhandenen Symptomen unbedingt auf das Rauchen verzichten.
- Versuche Stress zu vermeiden. Hierbei können Entspannungsübungen und auch Sport maßgeblich helfen.