Was sind Affenpocken?
Seit einigen Monaten treten in Europa und auch in Deutschland Fälle des oder von dem sogenannten „Affenpockenvirus“ (Monkeypox Virus oder MPXV) auf.
Dieses wird vermutlich vor allem von Nagetieren (z.B. Hörnchen oder Ratten) durch Bisse, Körperflüssigkeiten und Verzehr auf den Menschen übertragen.
Die Viren verursachen teils sehr schmerzhafte Hautveränderungen (vom Ausschlag über Knötchen/Bläschen zu Pusteln und Wunden, die verschorfen). Im Gegensatz zu den seit 1980 ausgerotteten Menschenpocken verlaufen Affenpocken aber in der Regel deutlich milder.
Für die breite Bevölkerung schätzt das Robert-Koch-Institut (RKI) die Gesundheitsgefährdung derzeit als gering ein. Dennoch wird bei Verdacht oder bestätigter Ansteckung eine Isolation von mindestens 21 Tagen empfohlen.
Wie stecke ich mich mit Affenpocken an?
Affenpocken sind keine Geschlechtskrankheit im engeren Sinne. Allerdings findet die Übertragung von Mensch zu Mensch hauptsächlich durch engen und längeren Haut-zu-Haut-Kontakt statt, vor allem durch Kontakt mit Hautveränderungen wie Ausschlag, Bläschen, Pusteln, Wunden oder Schorf.
Eine Ansteckung ist aber auch schon möglich, bevor Hautveränderungen sichtbar sind. Das Virus kann dann zum Beispiel durch Tröpfchen in der Atemluft in Gesprächssituationen übertragen werden.
Zu einer Ansteckung kommt es, wenn das Virus auf Schleimhäute von Augen, Mund, Nase, Penis, Anus oder Vagina gelangt. Aber auch in kleinste Verletzungen der Haut kann das Virus eindringen.
Ob Affenpocken beim Sex über Sperma oder Vaginalflüssigkeit übertragen werden, ist derzeit nicht abschließend geklärt, scheint aber möglich. Der durch Affenpocken ausgelöste Hautausschlag kann auch an den Genitalien und im Mund auftreten. Das kann das Ansteckungsrisiko beim Sex erhöhen.
Besonders ansteckend ist die Flüssigkeit in den Bläschen und aus den Wunden, die nach dem Aufplatzen der Bläschen entstehen, sowie der Schorf, der sich darüber bildet.
Daher ist das Virus auch durch Gegenstände übertragbar, die beim Sex benutzt werden (z. B. Sexspielzeug), oder durch Kontakt mit kontaminierten Textilien wie beispielsweise Kleidung, Bettwäsche oder Handtücher.
Wie wird eine Infektion mit Affenpocken behandelt?
In der Regel heilt die Krankheit von alleine aus. Es gibt auch bisher keine allgemeine Behandlung der Infektion selbst. Deswegen erfolgt die Behandlung auch eher symptomatisch. Bei Bedarf können Symptome wie Fieber und Schmerzen behandelt oder gelindert werden. Bei starken Schmerzen kann eine Behandlung im Krankenhaus erforderlich werden.
Für die Behandlung der Affenpocken bei immunschwachen Menschen und bei Menschen mit einem schweren Verlauf steht ein Arzneimittel mit dem Wirkstoff Tecovirimat zur Verfügung. Affenpockenviren vermehren sich im Menschen, indem sie in menschliche Zellen eindringen und die Zelle animieren, neue Viren zu bilden. Der Wirkstoff hemmt die Freisetzung der neuen Viren aus der Wirtszelle.
Das Arzneimittel ist seit Januar 2022 in der EU auch zur Behandlung der Affenpocken zugelassen. Die Kapseln mit dem Namen „Tecovirimat SIGA“ sind laut dem Robert-Koch-Institut für immungeschwächte Patienten geeignet, allerdings nicht breit verfügbar.
Wie kann ich mich vor einer Infektion mit Affenpocken schützen?
Einen sehr guten Schutz bieten die schon durch die Coronapandemie bekannten Hygienemaßnahmen, insbesondere auch dann, wenn im Bekannten- oder Familienkreis jemand an Affenpocken erkrankt ist. Wer sich generell schützen möchte, sollte auf eine gründliche Handhygiene und Desinfektion achten.
Da die Hautveränderungen überall am Körper auftreten können, schützen Kondome nicht vor einer Infektion mit Affenpocken, sie können aber das Risiko für besonders schmerzhafte Verläufe im Anal- und Genitalbereich verringern.
Die wichtigsten Maßnahmen, um das Übertragungsrisiko zu senken, sind:
- Bei sich und anderen auf Hautveränderungen achten und Haut- und Schleimhautkontakt möglichst vermeiden.
- Beim Sex keine Gegenstände wie Sextoys teilen.
- Einhaltung der bekannten Hygienemaßnahmen.
- Beim Sex unbedingt auf die Benutzung von Kondomen, Femidomen und Lecktüchern achten.
Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit einer Impfung. Impfstoffe, die zum Schutz vor Menschenpocken entwickelt wurden, schützen auch vor Affenpocken. In der EU und damit auch in Deutschland ist seit 2013 ein Pocken-Impfstoff zugelassen, der besser verträglich ist als ältere Pockenimpfstoffe. Dieser kann bei Personen ab 18 Jahren eingesetzt werden. Eine Impfung wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) vor allem für Menschen empfohlen, die engen Kontakt zu einer erkrankten Person oder den entsprechenden Laborproben hatten (Postexpositionsprophylaxe). Die Impfung sollte so früh wie möglich nach erfolgtem Kontakt, spätestens nach 14 Tagen, erfolgen. Außerdem ist die Impfung derzeit empfohlen für Männer*, die gleichgeschlechtliche sexuelle Kontakte mit häufig wechselnden Partnern haben, sowie für Mitarbeitende in Speziallaboren. Eine generelle Impfung wird nicht empfohlen.