Humane Papillomviren (HPV) gehören zu den häufigsten sexuell übertragbaren Viren überhaupt – fast jeder infiziert sich im Laufe des Lebens mindestens einmal damit. Viele bemerken davon nichts, doch einige HPV-Typen können Genitalwarzen oder sogar Krebs verursachen. In diesem Artikel erfährst Du, wie häufig HPV vorkommt, wie die Ansteckung abläuft, welche Folgen eine Infektion haben kann und wie Du Dich am besten schützt – inklusive Infos zur HPV-Impfung, Kondomen, Tests und Behandlungsmöglichkeiten.
Wie häufig ist HPV? Verbreitung in Deutschland und weltweit
HP-Viren sind extrem verbreitet – laut Weltgesundheitsorganisation werden sich fast alle sexuell aktiven Menschen irgendwann im Leben mit HPV anstecken. Auch das deutsche Robert Koch-Institut bestätigt, dass HPV-Infektionen zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen zählen. Rund 8 von 10 sexuell aktiven Menschen infizieren sich mindestens einmal mit HPV, meist schon in jungen Jahren. Oft bleibt die Infektion unbemerkt und heilt von selbst aus, sodass viele Betroffene gar nichts davon wissen.
In Deutschland sind genaue Zahlen schwer zu fassen, da HPV-Infektionen nicht meldepflichtig sind. Klar ist jedoch: HPV ist hierzulande ebenso weit verbreitet wie weltweit. Entsprechend häufig kommen auch durch HPV verursachte Erkrankungen vor. So werden in Deutschland pro Jahr schätzungsweise 7.800 bis 9.600 Krebsneuerkrankungen auf eine HPV-Infektion zurückgeführt – der Großteil davon Gebärmutterhalskrebs bei Frauen, aber auch Anal-, Mund-Rachen- und andere Krebsarten bei beiden Geschlechtern. Zum Glück ist Krebs als Folge einer HPV-Infektion relativ selten (nur ca. 2% aller Krebsfälle). Deutlich häufiger verläuft eine HPV-Infektion ohne Symptome oder führt „nur“ zu gutartigen Veränderungen wie Genitalwarzen.
HPV Ansteckung: Übertragungswege und Risikofaktoren
Wie steckt man sich mit HPV an?
In den allermeisten Fällen wird HPV bei intimen Haut-zu-Haut-Kontakten übertragen – vor allem beim sexuellen Kontakt. Die Viren dringen über mikroskopisch kleine Verletzungen der Haut oder Schleimhaut ein. Klassischerweise erfolgt die Ansteckung beim Vaginal- oder Analverkehr, doch auch schon enger Körperkontakt ohne Penetration kann HPV übertragen. Selbst durch Oralverkehr können HPV-Typen in Mund und Rachen gelangen. Wichtig zu wissen: Bereits kleinste Mengen virushaltiger Körperflüssigkeiten oder Hautschüppchen reichen für eine Übertragung aus – man muss also nicht sichtbar bluten oder Ähnliches.
HPV ist so verbreitet, weil die Übertragung leicht passieren kann. Kondome reduzieren das Ansteckungsrisiko zwar deutlich, bieten aber keinen vollständigen Schutz, da HPV auch Hautbereiche im Genital- und Analbereich befällt, die vom Kondom nicht bedeckt werden. Du solltest Kondome (oder Lecktücher beim Oralverkehr) dennoch konsequent verwenden – sie schützen vor vielen anderen Geschlechtskrankheiten und senken auch das HPV-Risiko merklich. Beachte aber, dass HPV theoretisch sogar durch intimen Hautkontakt außerhalb des klassischen Geschlechtsverkehrs übertragen werden kann. In seltenen Fällen ist eine Übertragung über kontaminierte Gegenstände (Schmierinfektion) möglich, ebenso während der Geburt von der Mutter auf das Neugeborene (dies kommt aber sehr selten vor).
Risikofaktoren für eine HPV-Ansteckung sind vor allem ein frühes und aktiv gelebtes Sexualleben mit häufig wechselnden Partner*innen. Auch die Anzahl der Sexualpartner*innen Deines Partners/Deiner Partnerin spielt eine Rolle – je mehr indirekte Kontakte, desto höher das Risiko. Weitere Faktoren sind praktizierter Oral- und Analverkehr (da hier bestimmte HPV-Typen leichter übertragen werden) und eine geschwächte Immunabwehr. Doch selbst wenn Du in Sachen Sex eher „vorsichtig“ lebst, kannst Du Dich irgendwann mit HPV infizieren – das lässt sich praktisch kaum vermeiden, so verbreitet ist das Virus.
HPV Symptome und Folgen: Von Genitalwarzen bis Krebs
Eine HPV-Infektion bleibt häufig symptomlos. Die meisten Menschen merken gar nicht, dass sie HPV in sich tragen. In rund 90% der Fälle eliminiert das Immunsystem das Virus innerhalb von ein bis zwei Jahren, ohne dass gesundheitliche Probleme auftreten. Deshalb hat eine frische HPV-Infektion oft erstmal keine spürbaren Symptome.
Manche HPV-Typen verursachen allerdings sichtbare Veränderungen. Zu den häufigsten Anzeichen einer HPV-Infektion gehören Genitalwarzen (medizinisch: Feigwarzen). Das sind kleine warzenartige Wucherungen an Vulva, Vagina, Penis oder After, manchmal auch im Mund-/Rachenbereich. Genitalwarzen werden durch bestimmte Niedrigrisiko-HPV-Typen (vor allem Typ 6 und 11) hervorgerufen – sie sind gutartig, aber lästig und ansteckend. Typische HPV-Symptome wie Feigwarzen können Wochen bis Monate nach der Ansteckung auftreten (oft ca. 2–3 Monate). Wenn Du also ungewöhnliche Hautveränderungen oder Warzen im Intimbereich bemerkst, lass das von einer*m Arzt/Ärztin abklären.
Weitaus gefährlicher sind die Hochrisiko-HPV-Typen (insbesondere Typ 16 und 18). Diese lösen keine Warzen aus und oft auch erstmal keine Beschwerden. Allerdings können sie Zellen infizieren und über Jahre Krebsvorstufen entstehen lassen. Unbehandelt kann sich daraus nach langer Zeit (meist nach 5–15 Jahren oder sogar später) Krebs entwickeln. Am bekanntesten ist hier der Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom): Nahezu 100% der Fälle von Gebärmutterhalskrebs sind auf eine persistierende HPV-Infektion zurückzuführen. Aber HPV betrifft nicht nur Frauen – auch bei Männern kann es zu HPV-bedingten Tumoren kommen. Anal- und Peniskrebs sowie Krebs im Mund- und Rachenraum stehen ebenfalls oft mit Hochrisiko-HPV in Verbindung. Insgesamt wird geschätzt, dass weltweit etwa 5% aller Krebserkrankungen durch HPV verursacht werden (in Entwicklungsländern wegen unzureichender Vorsorge mehr als in Industrienationen).
Die gute Nachricht: Selbst Hochrisiko-HPV führt nicht automatisch zu Krebs. In den meisten Fällen bleibt es bei unauffälligen Infektionen oder maximal Zellveränderungen, die durch Früherkennungs-Untersuchungen entdeckt und entfernt werden können, bevor Krebs entsteht. Trotzdem ist es wichtig, HPV ernst zu nehmen. Denn sollte eine Infektion längere Zeit bestehen bleiben (was bei etwa 10% der Fälle passiert), steigt das Risiko für spätere Krebserkrankungen. Durch regelmäßige Vorsorge und – wo möglich – Impfung lässt sich dieses Risiko aber erheblich senken.
Schutz vor HPV: Kondome, Vorsorge und HPV-Test
Völlig vermeiden lässt sich eine HPV-Infektion im Leben kaum – aber Du kannst einiges tun, um Dich bestmöglich zu schützen. Wie erwähnt, sind Kondome beim Sex ein Muss, auch wenn sie keinen kompletten HPV-Schutz bieten. Kondome (bzw. Femidome) senken das Risiko einer HPV-Ansteckung deutlich und schützen vor vielen anderen sexuell übertragbaren Infektionen. Außerdem solltest Du beim Oralsex Lecktücher (Dental Dams) verwenden, um Dich auch hier vor HPV und Co. zu schützen. Und nicht zuletzt: Sexspielzeug nur sauber und möglichst nicht mit mehreren Personen teilen – oder für jede*n Partner*in ein frisches Kondom über das Toy ziehen.
Neben Safer-Sex-Regeln ist Vorsorge das A und O. Gehe regelmäßig zu den empfohlenen gesundheitlichen Check-ups, insbesondere als Frau*: Ab dem 20. Lebensjahr steht Frauen in Deutschland jährlich ein Pap-Abstrich (Krebsabstrich am Gebärmutterhals) zu, und ab 35 Jahren wird im Rahmen der Früherkennung alle 3 Jahre zusätzlich ein HPV-Test angeboten. Diese Untersuchungen sind extrem wichtig, um frühzeitig Zellveränderungen aufzuspüren, bevor Krebs entsteht. Denn Gebärmutterhalskrebs lässt sich durch regelmäßige Abstriche praktisch verhindern, indem Vorstufen rechtzeitig entdeckt und behandelt werden. Ein normaler HPV-Test (z.B. als Abstrich beim Frauenarzt) kann dabei gezielt nachweisen, ob eine Infektion mit Hochrisiko-HPV vorliegt – so etwas gehört mittlerweile zur Routine bei der gynäkologischen Krebsvorsorge.
Auch Männer sollten auf ihren Körper achten: Zwar gibt es für Männer kein reguläres HPV-Screening, aber sichtbare Veränderungen wie Feigwarzen im Genital- oder Analbereich sollten sofort medizinisch begutachtet werden. In manchen Fällen können auch Männer einen HPV-Test beim Urologen oder Hautarzt machen lassen, vor allem wenn Symptome vorhanden sind. Zudem ist es ratsam, im Rahmen von Check-ups (z.B. beim Hautarzt) auch auf Auffälligkeiten im Anal- und Genitalbereich zu achten. Hier gilt: Lieber einmal mehr nachfragen oder testen lassen, um sicherzugehen.
HPV Impfung: Effektiver Schutz vor Gebärmutterhalskrebs und mehr
Der größte Fortschritt im Kampf gegen HPV-bedingte Krankheiten ist die HPV-Impfung. Sie schützt vor einer Infektion mit den häufigsten krebserregenden HPV-Typen und damit vor Gebärmutterhalskrebs, einigen weiteren Krebsarten sowie vor Genitalwarzen. In Deutschland wird die Impfung von der Ständigen Impfkommission für alle Mädchen und Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren empfohlen. Versäumte Impfungen können (und sollten) bis spätestens zum 17. Lebensjahr nachgeholt werden. Die Idee ist, Mädchen und Jungen frühzeitig zu immunisieren – idealerweise bevor sie sexuell aktiv werden und mit HPV in Kontakt kommen.
Die HPV-Impfung erfolgt je nach Alter in 2 bis 3 Dosen und ist sehr gut verträglich. Derzeit kommt vor allem der neunvalente Impfstoff (Gardasil 9) zum Einsatz. Dieser deckt sieben Hochrisiko-HPV-Typen ab, darunter die gefährlichen 16 und 18, und zusätzlich die beiden Warzenverursacher 6 und 11. Damit bietet Gardasil 9 einen Schutz vor rund 90% der HPV-Typen, die Gebärmutterhalskrebs und Genitalwarzen auslösen. Ältere Impfstoffe (z.B. Cervarix) schützen „nur“ vor HPV 16 und 18, doch auch diese beiden Typen allein sind für etwa 70% der Fälle von Zervixkrebs verantwortlich. Kurz gesagt: Die Impfung zielt auf die Übeltäter, die den allergrößten Schaden anrichten.
Wirkt die Impfung tatsächlich?
Ja, und wie! In Ländern mit hoher Impfquote zeigen sich drastische Erfolge. Ein Beispiel ist Australien: Dort wurde 2007 ein flächendeckendes Impfprogramm für Jugendliche gestartet, was innerhalb weniger Jahre zu einem dramatischen Rückgang der Feigwarzen in der geimpften Bevölkerung geführt hat Auch Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs traten deutlich seltener auf. Studien weltweit belegen, dass die Impfung das Risiko für HPV-Infektionen und daraus resultierende Krebsvorstufen erheblich senkt. Die Weltgesundheitsorganisation hat sogar das Ziel ausgerufen, Gebärmutterhalskrebs durch hohe Impfquoten und Vorsorge auf lange Sicht auszurotten.
In Deutschland gibt es bei der HPV-Impfung allerdings noch Luft nach oben. Die Impfquote hierzulande ist vergleichsweise niedrig. Nach aktuellen Daten sind nur etwa 54% der 15-jährigen Mädchen und 27% der gleichaltrigen Jungen vollständig gegen HPV geimpft. Das heißt, fast die Hälfte der Mädchen und drei Viertel der Jungen verpassen derzeit den Impfschutz – oft aus Unkenntnis oder weil Eltern das Thema unterschätzen. Viele wissen nicht, dass die Impfung für beide Geschlechter wichtig ist. Männer profitieren indirekt vom Schutz der Frauen (Stichwort Herdenschutz) und direkt, weil sie selbst vor Genitalwarzen und bestimmten Krebsarten bewahrt werden.
Und wie sieht es mit einer HPV-Impfung bei Älteren aus?
Offiziell ist die HPV-Impfung nur bis 17 empfohlen, aber grundsätzlich kann jede Person auch im Erwachsenenalter noch geimpft werden. Das macht Sinn, wenn Du bislang nicht geimpft bist und weiterhin ein Ansteckungsrisiko hast (z.B. durch neue Sexualpartner). Laut RKI können auch Frauen und Männer über 17 Jahren je nach Lebenssituation noch von der Impfung profitieren. Sprich das am besten mit Deinerm ÄrztinArzt durch – einige Krankenkassen erstatten die Impfung mittlerweile auch bis Mitte 20 oder sogar 26 Jahre. Wichtig ist zu verstehen, dass die Impfung vorsorglich wirkt: Sie kann keine bereits bestehende HPV-Infektion oder Zellveränderung rückgängig machen. Daher gilt: je früher, desto besser. Aber selbst wenn Du das „offizielle“ Alter überschritten hast, kann es sich lohnen, den Schutz noch nachzuholen, bevor Du dich möglicherweise ansteckst.
Übrigens gibt es bisher keine Hinweise, dass der Impfschutz schnell nachlässt. Im Gegenteil: Studien verfolgen geimpfte Personen seit über 10 Jahren und stellen eine anhaltende Immunität fest. Eine Auffrischungsimpfung ist derzeit nicht erforderlich, da der Schutz als langfristig angesehen wird. Du kannst also davon ausgehen, dass Du nach vollständiger HPV-Impfung über viele Jahre, wahrscheinlich Jahrzehnte, immun gegen die enthaltenen Virustypen bist. Natürlich ersetzt die Impfung nicht komplett die Vorsorgeuntersuchungen – geimpfte Frauen sollten weiterhin regelmäßig zum Pap-Test gehen, da der Impfstoff nicht alle möglichen HPV-Typen abdeckt. Dennoch: Die HPV-Impfung ist ein großer Schritt, um gefährliche HPV-Symptome wie Krebsvorstufen gar nicht erst entstehen zu lassen und Gebärmutterhalskrebs vorzubeugen.
Fazit: HPV ist enorm häufig
Fast jeder macht irgendwann Bekanntschaft mit diesen Viren. Für sich genommen ist das erstmal kein Grund zur Panik, denn in den meisten Fällen bleibt eine HPV-Infektion ohne Folgen. Dennoch sollte man Bescheid wissen und achtsam bleiben: Praktiziere Safer Sex, geh regelmäßig zur Vorsorge und nutze die Möglichkeit der HPV-Impfung, wenn Du kannst. So kannst Du Gebärmutterhalskrebs vorbeugen und Deine Chancen maximieren, dass HPV Dir nichts anhaben kann. Und falls doch einmal Warzen oder andere Auffälligkeiten auftreten – hab keine Scheu, zum Arzt oder zu einer Ärztin zu gehen. Mit den richtigen Infos und Maßnahmen behältst Du und Deine Partner*in die sexuelle Gesundheit unter Kontrolle. Bleib neugierig, pass auf Dich auf und hab Spaß am sicheren Sex!